31. 3. – 21. 4. 1996

,Tonia Kudrass wurde 1996 eingeladen, für die Gnaden­kirche in Hamburg St. Pauli eine Arbeit zu entwickleln. Ihre Installation »Leib und alle Glieder, Verstand und alle Sinne« verwendete aus Spanien importierte Wachs-Votive. Ea waren teils realistische, teils stilisierte Abgüsse und Bilder von Körper­teilen und Organen(Arme, Beine, Hände, Füße, Gesicht/ Augen, Nasen, Herz, Lunge, Leber, Luft­röhre...), wie man sie dort in Devotionalien­läden kaufen kann. Die Votive aus weissen bzw. farblosen Stearin wurden im Kirchen­raum an dünnen Nylon­fäden entlang der Empore direkt über dem Chor­gestühl in Augen­höhe auf­ge­hängt.

► Material: Wachsvotive aus weißem und farblosen Stearin, Nylonfäden
Größe Votive: ca. 20 bis 55 cm, Größe Kirchenraum: ca. 18 x 18 m

Die Gnadenkirche
in Hamburg St.PauliDer Ort der Ausstellung

,Die Gnadenkirche am Nordrand des Hamburger Stadt­teils St. Pauli – heute: Kirche des Hl. Johannes von Kronstadt zu Hamburg – wurde einst als Filialkirche der evangelisch-luthe­rischen Gemeinde St. Pauli gegründet. 1907 auf dem Grund­riss eines griechischen Kreuzes im historistischem Stil errichtet, lehnt sich der Zentralbau in seiner Stilistik stark an ostkirchliche Sakral­bauten an. Der geräumige, seinerzeit spartanisch ausgestattete Innen­raum der Kirche war in den 90er Jahren Schau­platz der Ausstellungs­reihe „Kunst und Kirche“. Hartmut Winde, einer der beiden Pastoren der Gnaden­kirche, initiierte und betreute den Kunst-Dialog gemein­sam mit seiner Frau Eva 16 Jahre lang bis zu seiner Pensio­nierung 1996. Hamburger und über­regionale Künstler wurden eingeladen, den Kirchen­raum quasi 'im laufenden Betrieb' zu bespielen. Eröffnet wurden die Aus­stellungen mit einem Gottes­dienst mit Betrachtung, in dem das künstlerische Thema aufge­griffen und Teil der Predigt wurde. Anschließend konnten Besucher und Gemeinde­mitglieder die Künstler befragen.

► Zur Arbeit »Leib und alle Glieder« schreibt auch Ursula Meyer-Rogge im Ausstellungkatalog »Tonia Kudrass – schnittstellen«